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Stolpersteine in Horhausen
Ein bewegendes Zeichen gegen das Vergessen
Am Dienstag, dem 10. Juni 2025, wurden in der Ortsgemeinde Horhausen zum ersten Mal Stolpersteine verlegt. Die Gedenkaktion, initiiert durch Schülerinnen der IGS Horhausen und unterstützt von Zeitzeugin Luzie Simon, stieß auf große Beteiligung: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Klassen der IGS Horhausen sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft nahmen an den feierlichen Verlegungen teil.
Der Künstler Gunter Demnig, Begründer des europaweiten Stolpersteinprojekts, war persönlich vor Ort, um die Gedenksteine zu setzen. Mit über 100.000 verlegten Steinen zählt das Projekt heute zu den größten dezentralen Mahnmalen der Welt. In Horhausen erinnern die Stolpersteine nun an Maria Lettery und die jüdische Familie Kahn – Namen, die durch diese Kunstaktion wieder einen Platz im kollektiven Gedächtnis erhalten.
Den Auftakt bildete die Verlegung eines Stolpersteins im Ortsteil Huf, Hufer Garten 10. Dort lebte Maria Lettery, die im Juni 1941 im Rahmen des NS-Euthanasieprogramms ermordet wurde. Elisabeth Korell, ehemalige Schülerin der IGS Horhausen, erinnerte mit bewegenden Worten eindrucksvoll an das Leben von Maria Lettery, das mit 26 Jahren endete.
Im Anschluss wurden vor dem Haus Tannenstraße 13 drei weitere Stolpersteine für die jüdische Familie Kahn – Siegmund, Lina und Tochter Betty – verlegt. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Familie in Horhausen misshandelt. Die Eltern wurden später deportiert und gelten als im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Tochter Betty konnte mithilfe couragierter Bürgerinnen und Bürger aus Horhausen in die USA fliehen. Johanna Hähr, ebenfalls ehemalige Schülerin der IGS, sowie Zeitzeugin Luzie Simon würdigten in ihren Redebeiträgen das Schicksal der Familie und die Bedeutung des Erinnerns.
Ortsbürgermeister Thomas Schmidt betonte in seiner Ansprache die Verantwortung der Gegenwart gegenüber der Vergangenheit:
„Die Steine stellen Fragen: Wer waren diese Menschen? Welches Schicksal haben sie erlitten? Durch diese Kunstdenkmale bekommen die Opfer des Nationalsozialismus wieder einen Namen und werden gedanklich an ihre frühere Wirkungsstätte zurück ins Leben geholt.“
Schmidt würdigte insbesondere die engagierte Aufarbeitung durch die Schülerinnen der IGS Horhausen und die eindrucksvollen Erinnerungen der Zeitzeugin Luzie Simon. Sein Dank galt auch Werner Schütz, der die Umsetzung der Stolpersteinverlegung in Horhausen maßgeblich koordinierte.
Fred Jüngerich, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, unterstrich in seinem Grußwort die gesellschaftliche Relevanz der Stolpersteine:
„Gerade in Zeiten zunehmender Radikalisierung, Missachtung von Menschenrechten weltweit, müssen wir auf regionaler Ebene Mahnmale setzen, die in Summe überregionale Wirkung entfalten.“ Er dankte dem Künstler Gunter Demnig sowie der Ortsgemeinde Horhausen für das kraftvolle Zeichen des Erinnerns.
Die Verlegung der Stolpersteine in Horhausen war mehr als ein historisches Ereignis – sie war ein bewegender Moment der gelebten Erinnerungskultur und ein eindrucksvolles Zeichen gegen das Vergessen, das weit über den Tag hinauswirkt.




